Fairtrade Deutschland – ehemals TransFair

 

1992 wurde TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt -

Gegründet. TransFair handelt nicht selbst mit Waren, sondern vergibt sein Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen.

 

Die Aktion Arme Welt war eine der 10 Gründerorganisationen und ist nach wie vor eines von über 30 Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins. Ziel ist, wirtschaftlich benachteiligten Kleinbäuerinnen und -bauern, Plantagenarbeiterinnen und -arbeitern und deren Familien in Ländern des globalen Südens durch einen gerechteren Handel und nachhaltige Entwicklung bessere Lebensperspektiven zu geben.

 

Die Aktion-Arme-Welt-Gruppe aus Tübingen (damals noch keine Stiftung) diskutierte in den 80er Jahren darüber, ob fair gehandelte Waren nur in speziellen Weltläden oder auch in Supermärkten und Discountern angeboten werden sollten. Letzteres sah die Gruppe als Chance, benachteiligten Produzent*innen in den Ländern des Südens größere Absatzmärkte zu erschließen und den Konsument*innen in den Ländern des Nordens leichteren Zugang zu fair gehandelten Produkten anzubieten.

In mehreren Aktionen warb die Aktion-Arme-Welt- Gruppe bei großen Lebensmittelläden in Tübingen erfolgreich dafür, fair gehandelte Waren in ihr Sortiment aufzunehmen.

Dieses Engagement und andere parallellaufende Bewegungen in Deutschland führten schließlich zur Gründung von TransFair.

 

Seit 2021 führt der Verein den Namen "Fairtrade Deutschland e.V.". Mit der Umbenennung soll verdeutlicht werden, dass TransFair Deutschland Teil der globalen Fairtrade-Bewegung ist.

 

Auch an der Entwicklung des ersten TransFair-Siegels in Deutschland war die Aktion Arme Welt über eines ihrer Gruppenmitglieder intensiv beteiligt.

 

Dieses Siegel ermöglicht Produzent*innen stabilere Preise sowie langfristige Handelsbeziehungen. Sowohl Bäuerinnen und Bauern als auch Beschäftigte auf Plantagen erhalten eine zusätzliche Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte.

Rund 1,7 Millionen Bäuerinnen und Bauern und Beschäftigte auf Plantagen aus 75 Anbauländern profitieren vom fairen Anbau.

Als Mitgliedsorganisation von Fairtrade International, der Dachorganisation aller nationalen Fairtrade-Organisationen weltweit, vergibt der Verein auch heute das Fairtrade-Siegel für Produkte, die die Fairtrade-Standards erfüllen.

 

Die Fairtrade-Standards sind das Regelwerk, das Kleinbauernorganisationen, Plantagen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einhalten müssen und Handel(n) verändert. Sie umfassen soziale, ökologische und ökonomische Kriterien, um eine nachhaltige Entwicklung der Produzentenorganisationen in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu gewährleisten. Die Fairtrade-Standards beziehen sich dabei unter anderem auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und eine Vielzahl internationaler Abkommen und bringen diese in die Form konkreter, überprüfbarer Kriterien (z.B. Kriterien zu demokratischen Organisationsstrukturen, Umweltschutz und sicheren Arbeitsbedingungen). Alle an der Fairtrade-Handelskette beteiligten Organisationen, Firmen, Produzentenorganisationen, Exporteure und Importeure unterliegen dem strengen Kontrollsystem von FLO-CERT. Diese Organisation überprüft vor Ort, ob die Fairtrade-Standards eingehalten werden und arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011).

 

Zu den Aufgaben von Fairtrade Deutschland gehören auch Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für das Fairtrade-Siegel.

 

(Weitere Informationen s. Homepage Fairtrade Deutschland)

 

Zeitweise geriet der Verein Fairtrade Deutschland in der Öffentlichkeit in Kritik, weil er bundesweit mit großen Lebensmittelketten kooperierte, deren interne Sozialstandards z.T. unzureichend waren (bspw. schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung). Der Verein machte deutlich, dass er als Siegelgeber die (hohen) FairTrade-Standards für die Produzentenorganisationen in den Ländern des Südens entwickelt und festlegt – aber nur indirekten Einfluss auf die konzerninternen Sozialstandards der Industrieländer hat.

Auch wenn das Angebot von fair gehandelten Waren für die Konzerne zunächst teilweise als „Greenwashing“ diente, führte die öffentliche Diskussion über die Jahre hinweg doch zu Verbesserungen der Unternehmen-Sozialstandards.

 

Bei FairTrade stehen die Produzent*innen im Mittelpunkt. Deshalb sind alle Entscheidungsgremien von Fairtrade International zu 50% mit Vertreter*innen der Produzentennetzwerke des globalen Südens besetzt. Die Produzentenvertreter*innen haben natürlich das Ziel, Abnehmer*innen für ihre unter fairen Bedingungen hergestellten Produkte zu finden. Von daher steht Transfair den Produzent*innen gegenüber in der Verpflichtung, ihnen Absatzmärkte im Norden zu eröffnen, über die – neben der (wichtigen!) Weltladen-Nische - weitere Kund*innen erreicht werden können.

 

Fairtrade Deutschland engagiert sich auch auf politischer Ebene, damit Gesetze auf ihre menschenrechtlichen, sozialen, und ökologischen Folgen, auch in Bezug auf Drittstaaten, geprüft werden.Fairtrade Deutschland ist z.B. Mitinitiator der „Initiative Lieferkettengesetz“ und weiß sich den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) verpflichtet.

 

Im Wahljahr 2021 veröffentlichten Fairtrade folgende Politischen Forderungen:

 

- Armutsbekämpfung (SDG 1)

- Hunger bekämpfen durch eine nachhaltige Landwirtschaft (SDG 2)

- Ausbau von Bildung und Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung (SDG 4)

- Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5)

- Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeitsbedingungen (SDG 8)

- Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster (SDG 12)

- Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13)

 

(Quelle: Positionspapier Politische Forderungen von Fairtrade Deutschland, Mai 2021)

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